Methodik des Verfahrens

Der Begriff Kobern: Beschrieben wird damit zum einen, Ausschau halten nach Freiern durch eine professionell Gewerbetreibende, zum anderen ist damit das direkte Ansprechen von Passanten auf der Reeperbahn von St. Pauli gemeint, denen ein Angestellter bestimmter Etablissements das Erlebnis-Angebot entspannter Unterhaltung unterbreitet. Indem unsere Akteur*innen das Verkaufsobjekt als Kommunikationsmittel (be-)nutzen, können sich im kreativen Produktionsprozess auch solche Handlungseinheiten entwickeln, die sich selbstverständlich erst im tatsächlichen Moment der schöpferischen Interaktion aller an der Produktion beteiligten Faktoren ergeben, um damit die Grundlage für einen lebendigen Face-to-Face-Kontakt der Kundschaft vor Ort herzustellen, für dessen Auflösung dann im Weiteren mehrere Variationen standardisierter Abläufe zur Auswahl stehen. Je nachdem, welches Thema, welche Bedürfnisse, welche Wünsche sich im direkten Kundenkontakt entwickeln, können sich die Akteur*innen entweder an vorbereitete Handlungsmuster anlehnen oder mittels freien Improvisierens eigenständig zu einer Lösung der Situation beitragen.

Beispiel I – Öle oder Gleitgels: Die beworbenen Produkte könnten der Kommunikationsanker für das Kundengespräch darstellen. Je nach der Beschaffenheit und Funktion der Verkaufsobjekte werden verschiedene Anwendungen (von Massage- bis Fetisch-Bereich) angeboten, je nachdem, ob beispielsweise gerade Öle oder Gleitgels im Verkauf beworben werden. Auch hier könnte das Produkt eingepackt und mit nach Hause mitgenommen oder gleich vor Ort und in flagranti ausprobiert werden.

Beispiel II – Outfits: Da Kleidung stets nur im phänomenalen Zusammenhang durch Ver- und Enthüllen, Be- oder Entdeckung des Körpers in Erscheinung tritt, wäre im Bereich der Erotik Striptease das entsprechende Marktstand-Thema, das im besten Fall von mehreren Akteur*innen beim Pole-Dancing durch Einsatz und Wechsel ausgewählter Kleidungsartikel repräsentiert wird. Wäre nur eine Akteur*in vertreten, sollte das Angebot auf den Privat-Bereich beschränkt sein, da nicht jeder Kleidungswechsel eine ästhetische Ausführung verspricht und eine öffentliche Privatheit verschulden, die nur der Situation geschuldet ist. Von zwei Akteur*innen an aufwärts könnte der Show Act trotz solcher Wechsel mittels Wechsel der Akteur*innen über eine Weile fortlaufend stattfinden.

Beispiel III – Sekt, Austern, Kaviar: Über die erotische Symbolik von Sekt, Austern, Kaviar können kulinarische Gelüste der Gäste geweckt oder angesprochen und befriedigt werden. Die hochwertige Qualität angebotener Köstlichkeiten könnte einen höheren Event-Eintrittspreis berechtigen, mit dem zugleich eine Klientel-Selektion.

Skizze zum Entwicklungsprozess der Produktion: Zur Gestaltung von erotic-fractals sind mehrere Arbeitsphasen vorausgesetzt, die je nach Umfang des Auftrags in einigen oder mehrere Arbeitstage zu bewältigen sind, um verschiedenartige Variationen von performativen Miniaturen produktions-ästhetisch umzusetzen. Hier angeführt sind nur diejenigen Arbeitsschritte, die die Beteiligung der Akteur*innen am Entwicklungsprozess betreffen:
    1. Kontaktbeendigung herzustellen und zu erproben
         (Kassenverkauf, Erwerb, Nutzung, Stand by),
    2. Situation Kobern durch szenische Improvisation zu erleben,
    3. Erforschung von Einsatzort wie Verwendungszweck,
    4. Durchlauf einzelner Elemente als Bühnenhandlung,
         insgesamt vorzustellen.

Anwendung theater-ästhetischer Gestaltungsmittel: Bei der Produktion von erotic-fractals dienen diese erarbeiteten Strukturen dem Erleben und Verhalten der Akteur*innen als elementare Grundlage ihres unmittelbaren Umfelds, mit jeweils unterschiedlichen Qualitäten zur Vermittlung von ästhetischen Erfahrungen. Notwendige Voraussetzungen, wie Sensibilisierung für Authentizität, konzentrierte Präsenz oder Spontanität der Aktion lassen sich durch theaterpädagogische Methoden vermitteln. Mit Mitteln des Theaters könnte/würde sich durch solche Miniatur von ästhetischer Erfahrung in der Kommunikation mit dem Kunden erotischer Inhalt vermitteln und ausdrücken lassen. Die Methodik des Verfahrens würde es insbesondere gestatten, gerade solche Verkaufsobjekt zu bewerben, die aus hygienischen Gründen nur ungeöffnet von Kunden erworben werden können.