Auszüge aus dem konzeptionellen Entwurf des Vorhabens
Sozialisierende Wirkung der Sodomie als ästhetische Botschaft
Falls es gelingen sollte, das Vorhaben in seiner Ganzheit zur Vorstellung zu bringen, könnte die Reduktion von Sades Werk auf den Begriff >Sadismus< neu beurteilt werden, so dass auch solche Gäste angesprochen würden, die ihre sexuelle Befriedigung nicht im Ausleben privater Macht-Fantasien finden und Techniken und Praktiken aus dem SM- und BDSM-Bereich daher eher abstoßend gegenüber stehen und wenig bereit sind, deren Reizen möglichenfalls zu erliegen.
Dagegen übersehen die Herren und Meister aus dem SM- und BDSM-Bereich nur allzu gerne, dass bei Sade nicht nur für Schmerz, Gewalt und Züchtigung oder Qual der Opfer zum Ausdruck kommen, sondern dass in seinem Werk der sodomitischen Praktik der gleiche Stellenwert zugesprochen wird. Würden die Stellen in seinen Schriften, die der Sodomie und dem Sadismus gewidmet sind, anteilsmäßig gegenüber gestellt werden, zeigt sich das Zuführen von Qualen zum eigenen Lustgewinn sodann als weitaus unbedeutender wie durch eigene und einseitige Diskussion in der Öffentlichkeit angenommen wurde.
In diesem Sinne wäre de Sade zuzugestehen, dass seine Vorstellung von Sodomie in herrschaftlichen Kreisen nicht nur aktiv, sondern dort ebenso auch passiv praktiziert wurde und demnach keine Standesdünkel kennt. Fast ließe sich sagen, Sodomie besitzt eine sozialisierende Wirkung. Warum sich demgegenüber unsere Herren und Meister der Erfahrung der Passivität verweigern, wäre auch ein solches Tabu, mit dem sich die Vorstellung beschäftigen könnte.